- Schwerpunkt: Sichere Gesellschaft
- Status: Ausschreibung
Hintergrund
In der Analyse von Audiodaten ist der Verschriftlichung des Sprachinhalts und der Identifikation von Sprecherinnen und Sprechern bereits Forschungsaktivität zugekommen. Ein noch weitgehend unerforschtes Feld ist dagegen die Auswertung von Metainformationen, die zusätzlich zur gesprochenen Sprache aus den akustischen Signalen gewonnen werden können. Insbesondere ist bislang unbekannt, welche Informationen über die Umgebung abgeleitet werden können, in der Audiodaten aufgezeichnet wurden. Eine hohe Relevanz hierfür besteht in zeitkritischen Anwendungsszenarien, wie Notrufen und Vermisstenfällen, oder in Bezug auf sogenannte „Heimlich-Aufzeichnungen”. Letztere sind Tonaufzeichnungen, die versteckt und ohne Kenntnis anderer Personen aufgenommen werden. Sie können beispielsweise bei Entführungen auftreten.
Zielstellung
Das Forschungsvorhaben „Audioforensik“ (AuFo) zielt darauf ab, Audiodaten mit geringer Qualität im Hinblick auf den Aufnahmeort zu analysieren. Hierbei soll untersucht werden, inwieweit raumakustische Teilparameter eine Charakterisierung der Aufnahmeumgebung erlauben, z. B. hinsichtlich seiner Größe, der Geometrie, der Beschaffenheit und der Lage (Innenraum/Außenraum), um im Idealfall eine regionale Eingrenzung vornehmen zu können. Neben der Rekonstruktion des Aufnahmeortes soll untersucht werden, welche Informationen über das Aufnahmegerät abgeleitet werden können, z. B. spezielle Charakteristika eines Smartphone-Mikrofons. Je nach Einzigartigkeit der Daten könnten darüber hinaus Informationen zur eindeutigen Identifikation, Wiedererkennung oder Einschränkung möglicher Schallquellen gewonnen werden. Im Idealfall werden Strafverfolgungsbehörden in die Lage versetzt, in zeitkritischen Anwendungsszenarien, wie Entführungs- oder Vermisstenfällen, genaue Ortsinformationen zu erhalten und dadurch handlungsfähig zu sein. Bereits erste Ermittlungshinweise bieten einen erheblichen Mehrwert für die Strafverfolgung.
Disruptive Risikoforschung
Das angestrebte Forschungsziel birgt aus unserer Sicht ein hohes Innovationspotenzial. Nach dem aktuellen Stand der Technik ist unklar, inwieweit eine Rekonstruktion des Aufnahmeorts anhand von Audiodaten geringer Qualität möglich ist. Auch kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, ob die Forschungsergebnisse im Rahmen der Strafverfolgung anwendbar sein werden, da forensische Methoden erforscht werden sollen, die für die rechtssichere Beweisbarkeit einsetzbar sind. Das stellt eine große Herausforderung dar. Das Programm ist demnach aus wissenschaftlich-technischer Perspektive als wagnisbehaftete Hochrisikoforschung zu bewerten.