Sichere Systeme

Ein Meilenstein für IT-Sicherheit in Deutschland

Cyberagentur unterzeichnet fünf Verträge für das Forschungsprogramm „Ökosystem vertrauenswürdige IT“

Das Projektteam um Dr. Sebastian Jester (links) feiert heute den offiziellen Start für das ÖvIT-Forschungsprogramm
Das Projektteam um Dr. Sebastian Jester (links) feiert heute den offiziellen Start für das ÖvIT-Forschungsprogramm Foto: Cyberagentur, 2025

Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH (Cyberagentur) unterzeichnet am 20. Januar 2025 Aufträge mit fünf Unternehmen für das Forschungsprogramm „Ökosystem vertrauenswürdige IT“ (ÖvIT). Ziel ist die formale Verifikation nachweisbarer IT-Sicherheit und die Etablierung eines Netzwerks von Experten und Anwendern.

„Die Cyberagentur hat mit der Vertragsunterzeichnung für die Forschungsprojekte im Programm „Ökosystem vertrauenswürdige IT“ (ÖvIT) einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung technologischer Souveränität gemacht“, betonte Dr. Markus Richter, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie CIO der Bundesregierung, in seiner Keynote bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung, die er per Videoschaltung hielt. „Mit diesem Forschungsprogramm stärken wir die Position Deutschlands als Vorreiter in der Cybersicherheit.“ Die Veranstaltung fand in der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle (Saale) statt.

Neben der Keynote verwies der Leiter des Projektbüros Dresden der Cyberagentur, Dr. Christoph Hof, auf die strategischen Ziele und den innovativen Charakter dieses Forschungsprogramms innerhalb der Strategie der Innovationsagentur. Mit ÖvIT verfolgt die Cyberagentur das Ziel, durch mathematisch-logische Verfahren IT-Sicherheit auf ein bisher unerreichtes Niveau zu heben. Die Abwesenheit von maßgeblichen Sicherheitslücken soll nachweisbar gemacht werden – ein entscheidender Schritt, um sowohl hochkomplexe IT-Systeme als auch kritische Infrastrukturen sicherer zu gestalten.

Der Fokus des Forschungsprogramms ist international ausgerichtet und wendet sich nicht nur an Interessenten in Deutschland und der Europäischen Union, sondern auch aus NATO-Staaten und darüber hinaus. „Das Thema der IT-Sicherheit, wie wir es betrachten lassen wollen, macht aufgrund der Globalisierung von Lieferketten nicht an physischen Grenzen Halt“, erläutert der Abteilungsleiter Sichere Systeme der Cyberagentur, Prof. Dr. Matthias Kranz. „Daher konnten wir bisher schon auf ein großes internationales Echo bei den Angeboten bauen, was sich letztlich auch in der Auswahl der innovativsten Projektpartner mit weltweit führenden Experten niederschlägt. Wir können so mit unseren befreundeten Nationen und Wertepartnern zusammen an der IT-Sicherheit arbeiten.“

Im Rahmen von ÖvIT wurden Aufträge an fünf nationale und internationale Unternehmen vergeben, die mit spezifischen Schwerpunkten das Projekt vorantreiben werden:

  • Projekt „Formula-V“

Barkhausen Institut gGmbH (Dresden) mit Unterauftragnehmern Technische Unversität Berlin, Ferrous Systems GmbH, Technische Universität Dresden, Kernkonzept GmbH, Fraunhofer AISEC (München)

  • Projekt „PROTECT“

Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) Bremen, mit Unterauftragnehmern RWTH Aachen, Cryspen SARL (Paris), Gesellschaft für Informatik e.V. (Berlin/Bonn), Rheinland-Pfälzische Technische Universität (RPTU) Kaiserslautern, LUBIS EDA GmbH (Kaiserslautern), Universität zu Lübeck

  • Projekt der Firma Kry10 (Wellington, NZ)

mit Unterauftragnehmer Proofcraft (Sydney, AU)

  • Projekt „Clash Formal“

QBayLogic B. V., (Enschede, NL)

  • Projekt „PISTIs-V“

Plan-V GmbH (München) mit Unterauftragnehmern University of New South Wales (Sydney) und Universität Göteborg

Der Neuseeländische Botschafter, S.E. Craig Hawke, zeigte besonderes Interesse an den Projektpartner aus seinem Heimatland und freute sich, dass Kry10 aus Wellington es mit ihrem Ideenansatz in die Umsetzungsphase des Forschungsprogramms geschafft hatte.

„ÖvIT steht nicht nur für technologische Innovation“, erläuterte der Programmleiter, Dr. Sebastian Jester, Leiter Sichere Hardware und Lieferketten in der Abteilung Sichere System der Cyberagentur, „sondern auch für den Aufbau einer aktiven Community aus Forschenden, kommerziellen Anbietern und Anwendern“. Ziel sei es, die Nutzbarkeit formaler Verifikationsmethoden zu vereinfachen und den Wissenstransfer zu fördern. „Ein wichtiger Schritt für das Community Building ist, dass die Cyberagentur zum Start der ÖvIT-Projekte Mitglied der seL4 Foundation wird“, so Dr. Jester weiter. Die Cyberagentur finanziert in den Projekten von Kry10 und Plan-V auch die Weiterentwicklung von seL4, dem formal verifizierten Betriebssystem-Mikrokern, der als Open-Source-Projekt frei verfügbar und überprüfbar ist und dessen Pflege von der seL4 Foundation koordiniert wird. Die Mitgliedschaft der Cyberagentur hebt die Bedeutung dieses Ansatzes für die Cybersicherheit hervor und soll weitere Unterstützer anwerben.

Die Cyberagentur finanziert das Forschungsprogramm über die kommenden 4 Jahre mit rund 42 Millionen Euro. Vorausgegangen waren fünf Vorstudien, mit deren Hilfe die Cyberagentur den Stand der Technik erfasst und Forschungsprioritäten für die jetzt startenden Projekte definiert hat. Das Programm wurde in der Abteilung „Sichere Systeme“ der Cyberagentur definiert und ausgeschrieben und wird mit Start der Projekte durch das Projektbüro Dresden unter Leitung von Dr. Christoph Hof begleitet: „Wir freuen uns, mit den Projektpartner als erstes großes Programm von Dresden aus zusammenzuarbeiten und das Zentrum des neuen Ökosystem vertrauenswürdiger IT zu werden.“

Weitere Informationen:

https://www.cyberagentur.de/programme/oevit/

https://www.cyberagentur.de/schwerpunkte/sichere-systeme/

https://sel4.systems

https://sel4.systems/news/#member-cyberagentur

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